Dieser Text entstand Anfang 2019 aus einer geballten Ladung Unzufriedenheit in den sozialen Netzwerken.
Leider findet er regelmäßig wieder Anwendung in der heutigen "Mecker-Gesellschaft". Daher würde ich ihn gerne nochmals mit euch teilen.
Achtung, Satire!

"Der Pool zu kalt, das Wetter schlecht, die Aufführung im Theater war unterirdisch...außerdem ärgere ich mich noch immer über die Anreise gestern, schließlich hatte mein Flug 2 Stunden Verspätung! Jetzt bin ich endlich im Urlaub und möchte Grüße senden...aber 1000 weitere Passagiere möchten das scheinbar auch und das verdammte Bild geht nicht raus! So ein Mist!
Die Auslaufhymne haben wir fast gar nicht gehört, viel zu leise. Und am Pool waren alle guten Liegen reserviert! Die Liegenpolizei hat nichts dagegen unternommen! Also "Normalo" darf ich nicht einmal in die X-Lounge. Ich bin ein Passagier zweiter Klasse! Beide Kabinennachbarn sind Kettenraucher, die absichtlich den Rauch auf meinen Balkon pusten. Außerdem knallen sie mit der Tür! Und reden zu laut! Und haben Kinder! Überhaupt sind viel zu viele Kinder an Bord! Wir haben Flex gebucht und jetzt habe ich zwar 1500€ gespart, dafür aber 20cm Rettungsboot vor meiner Aussicht! Ist auf jedem Foto zu sehen! Na toll!
Ich bin auf einem All-Inclusive Schiff und muss im Steakhouse bezahlen? Soviel dazu! 2 der 7 Häfen auf der Route kenne ich übrigens schon, ich weiß gar nicht, warum nicht endlich mal neue Routen angeboten werden! Da müssen sie dringend was ändern, sonst buche ich nicht mehr! Und wenn keiner bucht, dann war's das bald mit der Solvenz. Die neuen Routen aus dem neuen Katalog sind nichts für mich persönlich. Ich werde wohl mal wieder zur Konkurrenz wechseln müssen!"
Menschen schimpfen, weil man mit dem Fahrrad auf der falschen Seite fährt, der Kaffee zu kalt ist oder die Kinder zu laut. Und dann verpassen sie die wichtigsten Dinge im Leben oder auch auf einer Reise: Sonnenuntergänge, gutes Essen, Wohlfühlen, Erholung...
Wenn ich ehrlich bin: Ich meckere auch. Zwar selten andere an, dafür viel vor mich hin. Weil es im Alltag ständig Situationen gibt, die mich aufregen. Gehört zum Leben dazu, ich weiß. Aber eigentlich ist mir meine Zeit zu schade, über Sachen zu schimpfen, die ich eh nicht ändern kann. Alle sprechen über Achtsamkeit - passt es dazu, laut "Dieses beschi**ene Handy!" durchs Haus zu brüllen? Nein. Meckern macht schlechte Laune und eine miese Aura, und steckt im schlimmsten Fall andere an.
Natürlich, es liegt irgendwo in unserer Natur zu meckern. Gerade auf Reisen. Wir haben viel Geld bezahlt und erwarten, dass dafür alles Perfekt ist. Keine Frage. Aber was oder wer ist schon perfekt?
Die Deutschen meckern so viel wie keine andere Nation. Es gibt doch kaum ein Land in der Welt, dem es wirtschaftlich besser geht als unserem. Wir sind die größte europäische Volkswirtschaft. Gleichzeitig sind wir auch Europameister im Unzufriedensein.
Und wozu? Was bringt es denn? Außer, dass wir den Moment, in dem wir uns darüber (womöglich zum wiederholten Male) aufregen, verloren ist. Für diesen verlorenen Moment, in dem ich u.U. den Sonnenuntergang verpasse, weil ich mich gerade aufrege, dass mein Handy streikt oder die Kaffeemaschine.
Wertvolle Minuten verschwenden wir alle (und nochmal: ich nehme mich da keinesfalls aus!) mit Meckern, statt den Moment zu genießen und Kraft zu sammeln für den bald wiederkehrenden Alltag, den Stress, den Druck. Kraft, die wir alle brauchen. Und die wir alle verschwenden.
Natürlich, meckern muss irgendwie auch mal sein. Man muss sich einmal Luft machen. „Das war schei*e!“ denken oder sagen. Das tut gut! In sich hereinfressen ist nicht die Lösung. Aber nicht doch den wertvollen Moment, den schönen Tag oder gar die gesamte Reise davon überschatten lassen.
Manchmal vermisse ich die Bilder des unbeschwerten, erholsamen Urlaubs in den sozialen Netzwerken. Von den wichtigen Dingen. Denen, die uns Kraft geben. Denen, die ein Stück Unbeschwertheit und Fernweh an die Daheimgebliebenen schicken sollen.
Stattdessen lesen wir hier immer mehr, wie blöd doch alles ist. Und manch' einer liest das und denkt zurück an einen eigentlich schönen Urlaub, in negativem Sinne, weil das ja damals genauso war. Statt ein Bild zu sehen und sich zu erinnern "Oh, das war so schön!".
Diesen Trend gibt es überall. Und immer mehr überschatten negative Erinnerungen und Gefühle schöne Erinnerungen. Wir teilen mehr Frust statt Lust...
Ist es das denn wert?
Lasst uns doch alle gemeinsam versuchen, den wundervollen Umstand, dass wir finanziell und gesundheitlich in der Lage sind, solche schönen Tage und Momente zu erleben, zu genießen und diesen mit unseren Mitmenschen zu teilen statt immer "nur" unseren Unmut über irgendwas kundzutun, das wir ohnehin nicht (vor allem nicht so!) ändern können.
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