Wie war das eigentlich? Wie sind wir auf die Idee gekommen, auf Kreuzfahrt zu gehen?
Das möchte ich euch hier erzählen.
Ausholen muss ich allerdings ein wenig dafür:

Etwa ein Jahr vor unserer Hochzeit (Mai 2013) gingen wir spontan in unser jetziges Reisebüro, um uns mal beraten zu lassen, wohin die Hochzeitsreise gehen soll.
Eigentlich waren wir zu dem Zeitpunkt Stammkunde bei einer anderen Adresse. Dort wurde uns Sri Lanka empfohlen, allerdings konnten wir uns damals nicht wirklich damit anfreunden. Wir waren totale Türkeiurlauber, gerne und oft, zufrieden mit dem was wir hatten.
Die „Konkurrenz“ unseres Reisebüro‘s empfahl uns seinerzeit nach einigen Minuten Gespräch eine Kreuzfahrt mit Mein Schiff. Die überaus nette Dame schilderte uns einige Fakten dazu und schlug verschiedene Routen vor. Aber mein Mann und ich waren uns einig: Wir sind mit unter 30 definitiv zu jung für eine Kreuzfahrt. Klischee olé!
Kurz darauf waren wir wieder in der Türkei auf Hotelurlaub, zusammen mit meinen Schwiegereltern. Eines Tages machte ich mit meiner Schwiegermutter einen langen Spaziergang an der Promenade, stundenlang liefen wir ohne Trinken und Geld völlig vertieft in eine Richtung und hatten jegliches Zeitgefühl verloren. So kam es dann, dass wir zufälligerweise ein Hotel entdeckten, das sich zu dieser Zeit noch im Bau befand: Commodore Elite Suites & Spa. Die Pläne und die Beschreibung waren so vielversprechend, dass ich mir den Namen merkte und total begeistert meinem Mann davon erzählte. Als wir wieder zu Hause waren, gingen wir sofort ins Reisebüro und buchten eine große Suite in diesem Hotel für unsere Hochzeitsreise.
Wir sollten noch 2 weitere, wunderschöne Urlaube dort verbringen, bis wir dann doch den Drang verspürten, mal was Anderes zu sehen.
Wie es genau dazu gekommen ist, dann doch eine Kreuzfahrt zu buchen, das wissen wir gar nicht mehr so genau. Ich erinnere mich nur daran, dass sie sehr günstig war und durch den Nord-Ostsee-Kanal gehen sollte, was ja unsere Heimat ist. Ich vermute, dass diese Kombination uns dazu verleitet hat, dem Thema mal eine Chance zu geben.
Wir buchten eine Woche Nordland mit der AIDAcara. Und wir hatten keine Ahnung, worauf wir uns einließen...

Am 04.10.2014 war es dann soweit:
Wir betraten zum ersten Mal in unserem Leben ein Kreuzfahrtschiff. Wenn man in Schleswig-Holstein wohnt, dann ist man grundsätzlich natürlich betraut mit Fährfahrten und dergleichen. Wir wussten damals nicht, dass man das nicht miteinander vergleichen kann.
Wir hatten eine Außenkabine im Vario-Tarif gebucht, d.h. wir bekamen unsere Kabine durch AIDA zugewiesen. Deck 4, fast ganz vorne am Bug, Kabine 4226.
Uns war das damals völlig gleich, wo die Kabine liegt, uns war nur von vornherein klar: eine Kabine ohne Fenster wollen wir nicht. Wir sollten auf dieser Reise direkt lernen, dass es uns in Zukunft nicht egal ist...
Unsere Kabine war im Vergleich zu einer Luxussuite im Hotel natürlich überschaubar. Daran mussten wir uns erst gewöhnen. Für Sven war die größte Hürde die Vakuumtoilette. Ich als Frau mit „Konfirmandenblase“ habe selbstverständlich in Flugzeugen bereits Erfahrungen damit gesammelt. Sven jedoch hat es bis heute geschafft, im Flugzeug nie auf Toilette zu gehen. Er misstraute dem System zunächst. Ansonsten fanden wir es...na ja...bunt. Anders als zu Hause.
Nach Inspektion der Kabine war das Schiff dran. Im Vergleich zur Lady von Büsum und Co. war das für uns natürlich riesig! Wir waren total begeistert von den vielen Bars und Möglichkeiten an Bord. Das war ja im Hotel an Land dann doch irgendwie anders.
Und dann war es soweit: wir liefen das erste Mal in unserem Leben mit einem Kreuzfahrtschiff aus. Aus Kiel, also quasi von zu Hause, bei Sonnenuntergang und bestem Wetter. Was für ein Glück.

Nach dem Schleusen winkten uns viele Menschen an den Ufern des Nord-Ostsee-Kanals zu, machten Fotos.
Wir fühlten uns wie Könige und waren überwältigt von dieser Erfahrung. Im Dunklen fuhren wir noch unter der Rendsburger Hochbrücke hindurch, damals mit der intakten, beleuchteten Schwebefähre. Dann gingen wir schlafen und fanden uns morgens um 4 Uhr an der Brunsbüttler Schleuse wieder. Wartend auf unseren Slot. Als wir aufstanden und zum Frühstück gingen, waren wir schon auf der Nordsee in der deutschen Bucht mit Kurs auf Bergen in Norwegen.
Das Wetter wurde rauer, es war trocken, dennoch hatten wir 8-9 Beaufort, also stürmische Böen, aus West...normal auf der Nordsee. Bedeutete aber, dass wir auf dem Wasser rollten. Das war kein schönes Gefühl und ich fühlte mich an raue Überfahrten nach Helgoland und Föhr erinnert. Die AIDAcara hat keine Stabilisatoren, die sie ausfahren kann. Ich merkte, wir es in meinem Kopf hin- und herschwappte, mir übel wurde und ich dachte mir: Das fängt ja gut an...
Der Pool (oder das Planschbecken) schwappte hin und her und über und das Wasser reduzierte sich sichtlich.
Allerdings: nach dem zweiten Frühstücksversuch in Form einer Banane ging es mir tatsächlich schlagartig besser. Mutig wie ich war traute ich mich an eine Bloody Mary gegen Mittag. Die tat ihr übriges zu meiner Genesung und es ging mir gut, solange ich irgendwo ein Fenster in der Nähe hatte. Nicht alle hatten so ein Glück: an jeder Ecke des Pooldecks sah man in Decken eingemummelte Gestalten. Ja, es schaukelte doch ordentlich.
Wenn es denn dabei geblieben wäre...

Am nächsten Morgen machten wir bei bestem Wetter fest in Bergen. Der Wind hatte sich gelegt und wir genossen einen sonnigen Tag bei 15 Grad. Was für ein Glück, wenn man bedenkt, dass Bergen als verregnetste Stadt Europas zählt und wir Oktober hatten.
Wir erkundeten Bergen auf eigene Faust, was natürlich ohne Probleme möglich war. Wir torkelten anfangs ein wenig und brauchten ein bisschen, ehe wir uns wieder an festen Boden unter den Füßen gewöhnt hatten.
Abends, nach dem Essen, flanierten wir rund um das Promenadendeck und ließen den Tag Revue passieren, als wir beobachteten, dass viele Crewmitglieder damit beschäftigt waren, sehr eilig alles zu verzurren und vertauen, was nicht niet- und nagelfest war. Das wunderte uns, wir fragten nach, warum das gemacht würde. Da wurde uns dann der Wetterbericht kundgetan: Orkan erwartet auf dem Weg von Bergen nach Oslo. Da schluckten wir erstmal ordentlich. Das war ja vielversprechend für den 2. Seetag.
Wir sollten um 22 Uhr in Oslo einlaufen und ein Overnight dort haben.
Tatsächlich hatten wir in der gesamten Nacht und den darauffolgenden Morgen 12 Beaufort - mehr geht nicht! Orkanböen über 120 km/h, Wellen bis zu 9 Metern.
Allerdings hatten wir dieses Mal „Glück“ - wir hatten Gegenwind! Statt zu rollen, stampften wir nun. Was in meinem Kopf deutlich angenehmer war.
Ich habe nachts erstmal alle Kleiderbügel abgenommen und sämtliches in der Kabine gesichert, was lose war. An Schlaf war trotzdem nicht zu denken...unsere Kabine war ja im Bug und bei Gegenwind...na ja, ihr könnt es euch wohl vorstellen. Es knarrte und ballerte ohne Ende. Am nächsten Morgen bei Tageslicht hatten wir dann regelmäßig ein Aquarium am Fenster. Wir hätten längst in Oslo sein sollen, hatten aber 12 Stunden Verspätung - wir fuhren fast unter Volllast und kamen dennoch kaum vom Fleck. So legten wir erst gegen morgens in Oslo an.
Es war morgens noch so stürmisch, dass ich es nicht schaffte, auf dem Außendeck aus eigener Kraft vom Heck wieder nach vorne zu gelangen. Auf dem Pooldeck konnte ich mich in den Wind legen, ohne umzukippen. Zwar empfand ich es als deutlich weniger schlimm als am Vortag, aber das ging längst nicht allen so. Die Tüten im Treppenhaus hatten Hochkonjunktur und wieder verkrümelten sich zahlreiche Passagiere in Decken gewickelt an Deck in die Ecken.

In Oslo schließlich war es zunächst regnerisch, aber der Sturm legte sich allmählich. Auch hier hatte er jedoch Spuren hinterlassen: kleine Boote waren völlig überspült. Oslo hing unter einer dicken Wolkendecke. Und die Passagiere torkelten von Bord, als hätten sie zu viel getrunken.
Erst am Abend riss der Himmel auf und Sonne und Regenbögen zierten den norwegischen Himmel.
Wir machten einen kleinen Stadtbummel. Frische Luft schnuppern, Boden unter den Füßen haben...
Etwas später als geplant, durch die Verspätung, verließen wir Oslo und fuhren im Dunkeln durch den Oslofjord in Richtung Göteborg.
Diesmal ganz ohne Sturm. Endlich...
Göteborg war nass...
Und wir lagen weit weg von der Stadt, sodass wir entweder 30 Minuten durch den Regen in die Stadt hätten laufen müssen oder den Shuttle für 9€ p.P. nehmen. Das fanden wir damals maßlos überteuert und entschieden uns für einen Gang in ein Gewerbegebiet nahe des Hafens, wo wir in einem riesigen Supermarkt die gefühlt größte Knöckebrotabteilung der Welt fanden.
Wir bummelten ein wenig und gingen dann zurück an Bord.

In Kopenhagen, dem nächsten und letzten Hafen, wurden wir mit schönem Wetter für die bisher stürmische Reise belohnt.
Auch hier gingen wir auf eigene Faust von Bord und erkundeten die Stadt zu Fuß.
Dann ging es auch schon wieder in Richtung Heimathafen Kiel. Und ja, irgendwie waren wir überhaupt nicht traurig darüber. „Nie wieder machen wir eine Kreuzfahrt“ haben wir uns gesagt!
Raue See, okay, aber DAS? Nee, danke...
Was war darüber hinaus so unser Fazit?
Wir haben nette Menschen kennengelernt auf dieser Reise, zum Großteil schon während des Auslaufens aus Kiel, die schon deutlich erfahrener waren und mit denen wir oft gegessen und uns ausgetauscht haben. Insbesondere Abends im Buffetrestaurant (Marktrestaurant) hatten wir dadurch immer einen Tisch. Die reisten mit Kind und durften schon 30 Minuten eher ins Restaurant, das war bzw. ist bei AIDA so. Eine entsprechende Problematik hat sich da für uns tatsächlich da noch nicht ergeben. Oft saßen wir dort (wie bei Stammgästen der Kussmundflotte oft üblich), bis das Restaurant schloss.
Wir hatten ein „Getränkepaket 185“ gebucht, dass dadurch am letzten Abend krampfhaft bei der Farewellparty und später in der Anytimebar verpulvert werden musste. Die Hälfte hätte auch gereicht auf dieser Tour.
Grundsätzlich gab es tagtäglich unzählige Programmpunkte, die wir hätten wahrnehmen können und auf die man von Gastgebern ständig „eingeladen“ wurde. Wir haben davon nahezu nichts wahrgenommen, da es einfach nicht unsere Welt war, mit Terminen im Urlaub.
Von der ersten Tour nahmen wir sogar ein Fotopaket mit und zwar das Paket Lotse. Ich glaube 3 Bilder Digital und als Druck. Die Collagen waren allerdings nicht individualisierbar, weshalb in meinem Wohnzimmer jetzt irgendwelche Leute vom Ensamble stehen, die wir gar nicht gesehen haben, die aber während der Fahrt durch den NOK nunmal aufgetreten sind. Wertvolle Erinnerung...nun gut!
In einem (glatt gelogen, mittlerweile fast 3) Album sammle ich alle Tagesprogramme, Hafeninfos usw. - bis heute. Darun habe ich die Bordrechnung dieser Reise gefunden: 79,01€ haben wir bezahlt. Wobei das Getränkepaket nicht dabei ist (das wurde im Vorwege bezahlt...). Wir reden hier von Wechselgebühren für Kronen, Lanyards usw. - überschaubar also.

So, und wer wissen möchte, wie es dann weiterging, für den gibt es den 2. Teil - ich mache hier einen Break.
Kleiner Spoiler: Es war dann doch nicht unsere letzte Kreuzfahrt...
Danke für‘s Lesen, danke für euer Feedback.
Ich freue mich über deinen Kommentar und beantworte gerne deine Fragen.
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