Panoramafahrt 3 (Mein Schiff 1, 2020)

Veröffentlicht am 14. September 2020 um 23:30

Unsere zweite „blaue Reise“, Panoramafahrt 3 mit der Mein Schiff 1 ist zu Ende gegangen. Zeit für ein Resümee.

Wie war es 7 Tage am Stück auf See? Welche Veränderungen konnten wir im Vergleich zur Kurztour feststellen?

Das und mehr erzähle ich euch wie immer detailliert in meinem Reisebericht.

Coronatest und Vorabinformationen

Schon bei Buchung der Reise war ja klar: Es wird einen verpflichtenden Coronatest geben, der im Reisepreis integriert ist. Wie dieser im Detail aussieht, das war allerdings zum Zeitpunkt der Buchung (direkt nach Buchungsstart) nicht bekannt. „Rechtzeitig vor Reiseantritt“, so hieß es, sollten wir nähere Informationen dazu erhalten. Es kursierten also wochenlang die wildesten Gerüchte darüber, wie der Ablauf nun sein könnte. Die letztlich offizielle Information erhielten wir am 27.08.2020, in unserem Fall also gerade mal 8 Tage vor Abfahrt. Über die Definition „rechtzeitig“ kann man natürlich streiten. Aber das soll nicht Thema sein.

Das Zeitfenster (ohne Termin) zum Test für alle innerdeutschen Abfahrten am Freitag war von Montag 08:00 Uhr bis Mittwoch 11:00 Uhr (nachmittags jeweils bis 16:00 Uhr). Das war nun tatsächlich sehr sportlich und stieß auf wenig Gegenliebe, zumal der Testpartner Helios zwar deutschlandweit vertreten ist, dennoch nicht flächendeckend genug, um es jedem Gast einen unproblematischen Test zu ermöglichen. Auch wir mussten fast 200km Fahrtweg in Kauf nehmen, um den Test durchzuführen. Zwar hätten wir auch vor Ort (auf eigene Kosten) einen Test machen können, allerdings wären wir dann selbst verantwortlich dafür gewesen, dass das Ergebnis rechtzeitig vorliegt. Das war uns in der Situation zu waghalsig.

Glücklicherweise hatten wir in der Abfahrtswoche schon Urlaub, da wir ja eigentlich die MS1 nach Amerika gebracht hätten ab 31.08. - daher war es für uns kein großes Problem. Hätten wir allerdings keinen Urlaub gehabt, wäre der Test für uns tatsächlich sportlich gewesen.

Wie der Test genau abgelaufen ist, habe ich ja schon beschrieben. Hier nochmal zum nachlesen:
Coronatest bei Tui Cruises 

So wie es angedacht ist, so lief es bei uns nicht nur ohne Termin, sondern auch die Meldung an Tui Cruises funktionierte einwandfrei. Wir erhielten keinen Anruf (so, wie es sein soll, wenn der Test negativ ausfällt).

Es gibt jedoch scheinbar Helios Kliniken, bei denen ein Termin vereinbart werden soll und/oder wo man auch bei negativem Ergebnis einen Anruf erhält. Einige Kliniken senden auch das Testergebnis per E-Mail an die Passagiere und melden nicht selbst an TC. Mit einem Anruf in eurer Klinik findet ihr leicht heraus, wie es dort gehandhabt wird.

Am Anreisetag wurden wir nach der Kofferabgabe nach unseren Namen gefragt. Es gab eine Liste, auf der die Personen standen, die noch nachgetestet werden musste, weil entweder das Ergebnis nicht (rechtzeitig) gemeldet wurde oder nicht eindeutig war. Bei ihnen (30 Personen) wurde ein Schnelltest gemacht. Alle durften an Bord.

Anreise und Check-In

Wie sooft ließen wir uns nach Kiel fahren. Daher entfiel natürlich das Parken. Insofern kann ich zur aktuellen Situation persönlich nicht viel sagen.

Unsere Freunde, mit denen wir reisten, buchten das Altstadt Parkhaus über „Port Parking Kiel“ für 79€. Es ist kameraüberwacht.

Parken und Meer war mit 154€ für diesen Zeitraum deutlich teurer.

Sie würden es wieder buchen, weil es reibungslos funktioniert hat.

Wir trafen uns gegen 12:00 Uhr am „Alten Mann“, einem Restaurant am Ostseekai, wo wir noch gemütlich etwas tranken, bevor wir pünktlich zu Beginn der Kofferannahme um 13:00 Uhr unsere Koffer abgaben und uns danach direkt zu weiteren Passagieren in die Schlange stellten und dort auf den Check-In warteten. Das Ganze spielte sich am und im neuen Teil des Ostseekai-Terminals ab. Zwischenzeitlich rächte sich bei mir das große Bier und ich suchte entsprechende Örtlichkeiten. Solange wir nicht ins Terminal kamen, war meine einzige Chance der Rückweg zum „Alten Mann“, wo es saubere öffentliche Toiletten beim Schifffahrtsmuseum gibt. Nach Einlass gibt es aber im Terminal Abhilfe für die Konfirmandenblasen.

Einlass ins Terminal war ab 14:30 Uhr. Zunächst wurden wieder die Suitengäste eingelassen, danach ging es nach gebuchtem Zeitfenster weiter. Beim Einlass wurden die Gesundheitsfragebögen kontrolliert und Fieber gemessen. Dann allerdings mussten wir noch etwa 20 Minuten warten, bis wir nach oben zum eigentlichen Check-In fahren durften. An den Schaltern hing ein Angebot eines möglichen Kabinenupgrades. Wir hatten bereits aufgeschnappt, dass wir sehr wenige Passagiere an Bord sein werden.

Der eigentliche Check-In ging dann rasend schnell: Personalausweise abfotografieren, Foto für die Bordkarte machen, kurze Einweisung (die natürlich je nach Bedarf ausgedehnt werden kann - wer Fragen hat, kann die dort natürlich stellen!) und weiter zur Sicherheitskontrolle. Trotzdem ich minutenlang von oben bis unten gefilzt wurde, wurde ich dann als erster Passagier begrüßt. Da hatte ich überhaupt nicht mit gerechnet und freute mich schon irgendwie darüber. Das war schonmal das erste wirklich Besondere der Reise.

Daten und Fakten zur Reise

Passagiere: 448   
Crew: 651

Das bedeutet unterm Strich, wir hatten ein Verhältnis von 1,45 Crewmitgliedern pro Passagier.

Zum Vergleich, das Verhältnis auf der MS Europa 2 bei Regelbetrieb bei voller Belegung liegt bei 0,72 Crew pro Passagier (516 Passagiere auf 370 Crew).

Das sollte das zweite und gravierendste wirklich Besondere auf dieser Reise werden...

Kabine

Ursprünglich hatten wir wieder eine Juniorsuite gebucht, wie üblich Treppenhaus B in der Ausbuchtung - unsere liebste Lage. Unsere Freunde buchten zeitgleich zum Testen eine „Schöne Aussicht“ im Heck und sagten uns die Kabinennummer...als ich nachschaute, wo sich diese Kabine befindet, nämlich unmittelbar neben der Panoramasuite, die wir auf der ersten blauen Reise gebucht hatten, und dass es davon eine identische Kabine direkt nebenan gab, kam mir eine spontane Idee. Ich bemühte als YouTube und schaute mir den Kabinentyp genauer an.
5 Minuten später hatte ich mein Reisebüro schon beauftragt, auf die Nachbarkabine umzubuchen. Allerdings verrieten wir davon nichts. Als wir dann gemeinsam an Bord gingen war der erste Gang zur Kabine. Im Treppenhaus auf Deck 10 trennten sich dann scheinbar unsere Wege und wir verabschiedeten uns zunächst bis später. Sven und ich nahmen daraufhin die Beine in die Hand und hechteten auf der anderen Backbordseite in Richtung Heck durch die Feuerschutztür, rissen unseren Umschlag auf und verschwanden in unsere Kabine, 10159. Dort platzierten wir uns auf dem Balkon und warteten...und warteten...und warteten, bis die beiden nun endlich auch den Balkon betraten. „Guten Tag, Herr Nachbar!“ sagte Sven stumpf. Die Gesichter waren göttlich und die Freude (glücklicherweise) groß.

Die Suiten haben auf dem Balkon eine Art Verbindungstür, die normalerweise nur zum säubern der Balkone durch die Crew genutzt wird. Diese haben wir uns öffnen lassen, wodurch wir statt 14qm Balkon dann zusammen 28qm hatten und in (fast) alle Himmelrichtungen gucken konnten. Außerdem hatten wir so 4 Liegen, 4 Stühle und 2 Hängematten zur Verfügung hatten. Gleichzeitig hatte jeder seinen Rückzugsort. Eine tolle Sache!

Die „Schöne Aussicht“ Suite ist mit 39qm Wohnfläche die nächstgrößere Suite nach der Juniorsuite (26qm). Es gibt 4 Stück davon (allerdings lediglich auf MS1 und MS2), je 2 auf Deck 9 und 10 mittig im Heck des Schiffs.

Im Grundsatz entscheiden sich die beiden Suiten vom Aufbau nicht voneinander. Die SAS ist lediglich allgemein großzügiger geschnitten, das Badezimmer verfügt zusätzlich über eine Doppel-Regendusche und eine separate Toilette.

Das Design der Kabine ähnelte stilistisch dem der Panoramasuite. Sehr hübsch und stilvoll mit Liebe zum Detail. Besonders gut gefallen hat mir die Trennwand zwischen Wohnraum und Badezimmer. Diese hatte gläserne Elemente, sodass man zwar nicht durchsehen konnte, aber das Tageslicht aus der Kabine ins Bad kam.

Wir nutzten auf dieser Tour unsere Kabine mehrfach, um die gebotenen Panoramen in aller Ruhe, windgeschützt (deutlich windgeschützter als in der Panoramasuite) und mit exklusivem Blick zu genießen. In Kombination mit dem Diamantservice war das auch in den Schären ein absoluter Traum. Wir hatten nicht nur einen tollen Blick nach achtern, sondern durch den geschwungenen Balkon auch nach Backbord und Steuerbord. Wir haben die Kabine auf dieser Reise wirklich verhältnismäßig viel genutzt und daher haben sich die Mehrkosten zur JS in jedem Fall gelohnt.

Manko: Wir wurden in der vorletzten Nacht durch äußerst unangenehme Schiffsbewegungen daran erinnert, warum wir normalerweise Kabinen mittschiffs buchen. Wer hier empfindlich ist, sollte - insbesondere mit der Kombination Herbst und Nordeuropa - vielleicht 2x drüber nachdenken. Wir würden sie nicht wieder buchen. Der Mehrwert gegenüber der JS ist für uns nicht hoch genug.

Weiteres Manko: Die ersten Tage wurden wir gegen 07:00 Uhr morgens von penetrantem Stühlerücken geweckt. 2 Decks über uns war ja direkt der Anckelmannsplatz. Nach entsprechendem Hinweis an der Rezeption wurde da allerdings im Ablauf etwas merklich verändert und man hörte für den Rest der Reise nichts mehr. Es gab sogar eine Entschuldigung in Form eines Kabinengrußes. Darüber hinaus haben wir beim Einlaufen in Kiel am letzten Morgen die Vibration durch das Drehen im Hafenbecken sehr deutlich gemerkt. An Schlaf war da dann auch nicht mehr zu denken. Ich habe das allerdings nicht als schlimm empfunden, da ohnehin 30 Minuten später der Wecker geklingelt hätte. Hat man allerdings unter Normalbetrieb jeden Morgen, je nach Hafenbecken, Parkposition und Kapitän, bin ich mir nicht sicher, ob ich es noch so lustig finden würde.

Leider noch ein Manko:   
Die Doppel-Regendusche ist wirklich klasse, jedoch scheinbar nicht ideal geplant. Trotz Erhöhung an der Duschtür lief das Wasser - unabhängig davon, welche der beiden Duschen an war - aus der Dusche ins Badezimmer und zwar so viel, dass es mit den Fußvorlegern nicht getan war. Diese waren danach triefend nass, oftmals mussten wir zusätzlich eines der Handtücher nutzen, um den Boden so trocken zu bekommen, dass man nicht sofort wieder nasse Füße hatte. In der Panoramasuite hatten wir dieses Problem nicht. In der Juniorsuite ebenfalls nicht.

Thema Sauberkeit:

Unser Housekeeping war einfach klasse! 
Evil und Ayyib waren nicht nur gründlich, sondern auch außerordentlich freundlich und aufmerksam. Es gab keinerlei Gründe zur Beanstandung. Wir wurden stets namentlich begrüßt. Wenn sie hörten, dass wir die Kabine verließen und sie in der Nähe waren, kamen sie winkend zu uns. Wirklich toll. Ganz nebenbei hatten wir im Verlauf der Reise allmählich einen ganzen Zoo aus Handtuchtierchen auf unserer Kabine. Entchen, Affen, Hunde, Giraffen...was für‘s Auge.

Restaurants & Bars

Der wahrheitsgemäße Spruch unseres Kapitäns, Omar Caruana:   
„Sie kommen an Bord als Passagier und verlassen das Schiff als Frachtgut.“

Oh ja...ohne Landgänge ist man gefühlt den gesamten Tag am Essen und trinken.  
Durch die GGF, die wir selbstverständlich wieder gebucht haben, wurde das natürlich nicht besser...

Ursprünglich hatten wir im Vorwege einen „Essensplan“ aufgestellt, um möglichst viele Restaurants zu besuchen. Diese Pläne wurden allerdings durch einige Einschränkungen in den Öffnungszeiten und einfache, persönliche Essgrenzen durchkreuzt.

So hatten wir beispielsweise einen Besuch zum Mittag in der Ebbe&Flut Bierbar avisiert, der entfiel, da diese erst um 17:00 bzw. 19:00 Uhr öffnete. Auch das Ganz schön gesund Bistro hatte über Mittag nicht geöffnet.

Im Atlantik wollten wir mittags einen Hummer essen. Essen wäre zwar im Atlantik Klassik auch mittags möglich gewesen, allerdings beinhaltete die Mittagskarte nicht die exklusiven Gerichte, nur abends und abends haben wir uns tatsächlich an die Große Freiheit mit dem doch meist besten Essen gehalten.

Der Diamant war quasi unsere „private area“, wie die Crew zu sagen pflegte. In der Regel befanden sich nicht mehr als 10-20 Passagiere im exklusiven Bereich. Eine stärkere Frequenz war selten. Die Crew danke es uns mit ehrlich ausgedrückter Freude, dass wir da waren. Das war schon irgendwie ein komisches Gefühl und wir hatten Mitleid mit der Crew. So vergeht die Zeit nicht, das weiß wohl jeder aus seinem eigenen Metier. Ich glaube für manch’ ein Besatzungsmitglied war das die zähste Woche überhaupt. Uns Gästen kam das natürlich zugute und wir genossen (!) dadurch zum einen einen mehr als exzellenten Service (Frei nach dem Motto: „Oh, da hatte jemand sein Wasserglas in der Hand, ich kann nachfüllen!“). Auch hatten wir die Gelegenheit, nette und vertraute Gespräche zu führen.

Alles in allem war es schon erschreckend, wie leer das Schiff war und wir bekamen eine leise Ahnung davon, wie sich die Crew während der Zwangspause so ganz ohne Gäste gefühlt haben muss. Ging man abends durch das Schiff und passierte dabei normalerweise stark frequentierte Bereiche, dann war da einfach nichts...wenn um 22:30 Uhr nur 10 Menschen in der Schaubar und ebenso viele in der TUI Bar sitzen - dann noch um diese Jahreszeit in diesem Fahrtgebiet - dann läuft doch irgendwas verkehrt!? Als würde man nachts um 03:00 Uhr über‘s Schiff laufen...fast wie ein Geisterschiff.

Statt Stimmengewirr läuft man dadurch und hört nichts außer vereinzelt klirrende Gläser oder die leise Hintergrundmusik...was ist denn das?? Wirklich, unsere Meinung zu dem SO leeren Schiff ist zwiegespalten. Vor 6 Wochen auf der MS 2 hatten wir fast die dreifache Passagierzahl - und selbst das war ja schon wenig. Man hatte Orte, wie bspw. die X-Lounge, die sehr voll waren und andererorts hat man den Platz genossen. Aber man ist Menschen begegnet...ohne nach ihnen zu suchen. Selbst im Anckelmannsplatz war verhältnismäßig gähnende Leere. Während der gesamten Reise ist es nur zwei Mal vorgekommen, dass jemand im Fahrstuhl war, als wir fahren wollten. Haltet mich für verrückt, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das SO nochmal erleben möchte...

Nun aber zum eigentlichen Thema:   
Restaurants und Bars

Vorweg noch ein großer Kritikpunkt:

Während des Essens, und das heißt zum Teil auch tatsächlich BEIM Essen und nicht nur zwischen den Gängen, wurden wir täglich (!) und zum Teil mehrfach angehalten, Gin und Liköre zu probieren, die wir für zu Hause kaufen sollten. Das wurde auf der MS2 viel, viel dezenter und weniger penetrant gelöst, indem es vorn am Eingang zur Großen Freiheit ein „Stand“ aufgebaut wurde. Ich fand es deutlich angenehmer dort angesprochen zu werden, als aus unseren Tischgesprächen gerissen oder gar mit Essen im Mund angesprochen zu werden. Im Übrigen habe ich auf der MS2 den Crew Gin sogar gekauft. Ich durfte probieren, es mir überlegen, erhielt Informationen dazu usw..

Solche Stände sind doch auch z.B. vor oder im Anckelmann bzw. Atlantik durchaus möglich und umsetzbar. Diese verzweifelt rüberkommende Verkaufstaktik á la „Ballermann“ jedoch stößt bei mir und vielen anderen nicht auf viel Gegenliebe und wird von vielen als störend empfunden.

Noch viel schlimmer als das war aber der Fotograf von CruiseVision, der ebenfalls von Tisch zu Tisch ging und dem man seine schlechte Laune und seinen Druck deutlich angemerkt hat. Während der gesamten Reise drängelte er sich auch auf den Außendecks zwischen die Gäste, um „mal kurz draufzuhalten“ und dann den nächsten Spot zu suchen. Ich bin ja ohnehin kein Freund der Produkte, weil sie meistens lieblos und qualitativ unterirdisch sind. Jetzt weiß ich allerdings auch, warum...wer so leidenschaftslos die Kamera hochhält und einfach mal draufdrückt, der kann auch keine guten Bilder produzieren...

Und:   
In allen Restaurants wurden uns nach dem Setzen Papierspeisekarten gereicht. Auf der 2 gab es diese nur auf Nachfrage und stattdessen die Aufsteller mit QR-Code. Sehen natürlich weniger schön aus, aber die Papierspeisekarten dürfen ja nur einmalig genutzt werden. Etwas Papierverschwendung ist es schon. Die Ständer mit den QR-Codes standen meist gar nicht auf dem Tisch.

Restaurants

Surf & Turf:

Das Surf & Turf haben wir auf dieser Reise insgesamt 3 Mal besucht: Freitag, Montag und Donnerstag

Am Anreisetag saßen wir bis 20:00 Uhr (Reservierung 18:00 Uhr) vollständig alleine im Diamanten. Keines der Restaurants hatte weitere Gäste. 
In unter 1,5 Stunden aßen wir 4 hervorragende Gänge. Rekord...und qualitativ in der Spitzenklasse! 
Alles war stimmig, alle haben sich nur um uns gekümmert...es war Besonders.

Am Montag war das leider qualitativ nicht ganz dasselbe. Auch gab es ein paar Missverständnisse bei der Bestellung, sodass Beilagen fehlten. Ich hatte als Hauptgericht das Thunfischsteak medium bestellt und bekam es durch. Ich vermute, dass er zu lange vorne unter der Wärmelampe stand und durchgezogen ist. Er war leider zwei Mal tot. Ich konnte ihn dennoch noch essen und tat es auch. Auch der Service war nicht annähernd so aufmerksam, wie zuvor. Zwar waren wir diesmal nicht alleine, dennoch waren nur ca. 4 Tische belegt und auch da muss es natürlich irgendwie klappen. Dennoch alles in Allem ein gelungener Abend ohne größere Probleme, abgesehen vom Gargrad unseres Thunfischs.

Am letzten Abend war es nah an der Perfektion. Bis auf eine längere Wartezeit als üblich zwischen Suppe und Vorspeise hat einfach alles gestimmt: Service, Qualität, Stimmung...hervorragendes letztes Essen. Auch war endlich ein bisschen mehr los im Surf & Turf.

Auf jeden Fall (mindestens) einen Besuch wert!

Cucimare:

Das Cucimare haben wir während dieser Reise zwei Mal besucht. 
Der erste Besuch am Samstag war in Ordnung - mehr leider nicht. Größtes Problem war der Garpunkt der bestellten Nudeln, die waren nicht al dente, sondern z.T. roh. Nach Reklamation waren die Nudeln dann essbar. Die Sauce (Tagespasta Carbonara) widerrum war göttlich. Umso ärgerlicher war es ums Gericht. Der Koch hat allerdings sichtlich gelitten und hatte bei unserem 2. Besuch sichtlich Angst, als ich Nudeln bestellte. Die waren allerdings diesmal ohne Beanstandung. Er rückversichte sich mehrfach, ob alles in Ordnung sei.

Der Service im Cucimare war beide Male ebenfalls sehr gut und ohne Vorkommnisse. Alles in allem waren wir zufrieden. Dennoch ist das Cucimare für mich persönlich auf allen Schiffen das Restaurant, das mich am wenigsten anspricht. Das wird sich nicht ändern.

Esszimmer:

Das Esszimmer hatten wir auf der ersten blauen Reise ja nur zum Frühstück besucht und haben geteilte Stimmen zum Essen dort gehört. Umso gespannter waren wir natürlich, insbesondere weil es hier ja eine teilweise neue, überarbeitete Speisekarte gibt.

Zunächst haben wir das Esszimmer allerdings wieder täglich zum Frühstück genutzt. Von Tag zu Tag war dort mehr los und weitere Gäste nutzten diese Möglichkeit. Das Servicepersonal war freundlich und zuvorkommend. Die Eierspeisen kamen zügig und waren von guter Qualität (auf der MS2 war das Fleisch ja z.T. sehr salzig, ebenso die Hollandaise). Hier gab es wirklich keinen Grund zum Meckern.

Zum Abendessen waren wir 2x im Esszimmer. Der neuen Speisekarte gegenüber waren wir zunächst skeptisch. Ich habe z.B. Bilder vom „Hummersalat“ auf der MS 2 gesehen, wo man den Hummer suchen musste. Hier war gefühlt ein halber Hummer darauf. Kein Vergleich.

Ich traute mich nach langem Zögern an den gebackenen Matjes und wurde belohnt! Köstlich! So köstlich, dass ich es mir beim nächsten Besuch als Hauptspeise bestellte, was übrigens überhaupt kein Problem war. Überhaupt war die Crew auch hier sehr zuvorkommend und total lieb. Ich kann kein negatives Wort über das Esszimmer verlieren auf dieser Reise.

Wir haben auch 3x das Angebot der Kaffeestunde in Anspruch genommen, weil wir zugegebenermaßen Mitleid hatten, dass diese quasi gar nicht angenommen wurde. Dabei sah der Kuchen so lecker aus und das, was wir probiert haben, hat auch so geschmeckt.

X-Lounge/X-Bar:

Wir wollten dieses Mal nicht darauf verzichten, wenigstens ein Mal die X-Lounge zu besuchen und taten das am Sonntag, nachdem wir auf dem Sonnendeck der X-Bar die Ausfahrt aus den Schären Stockholms genossen hatten. Allerdings gab es weder oben noch unten Pommery Rosé. Zum Essen holten sie mir durchaus meinen Wein aus der Diamantbar, nicht jedoch Pommery Rosé. Auf Nachfrage hieß es, er sei sogut wie alle und es gäbe Lieferschwierigkeiten. Unten in der Diamantbar jedoch war von einem Engpass nichts zu spüren.

In der X-Bar wurde uns als Alternative Pommery Brut Royal mit etwas Cassis serviert. Das war für den Moment dann auch in Ordnung. Die Crew an der Bar war täglich wechselnd, meist jemand aus der Diamantbar, machte auch mal ein paar Tricks, war aber nicht sonderlich präsent.

In der X-Lounge wurden wir vom Concierge mehrfach nur sehr flüchtig begrüßt. Kurz nachdem wir Platz genommen hatten, ging er in die Pause. Der Steward, der ihn derweil vertrat, war deutlich herzlicher zu den neu ankommenden Gästen.

Auf der MS2 war die X-Lounge ja regelmäßig hoffnungslos überfüllt. Das konnten wir bei unseren Besuchen nun nicht gerade feststellen. Allerdings hätte mich das bei der Pax auch eher gewundert.

Die Crew in der X-Lounge war bemüht um uns, allerdings hat es erstmal ziemlich gedauert, bis wir überhaupt bestellen konnten. Das Essen kam relativ schnell, ich hatte Nudeln, Sven das Clubsandwich. Die Pommes waren super, das Sandwich anders als sonst aber sehr gut, die Nudeln leider tot. Hätte ich man doch das Clubsandwich genommen...

Alles in Allem eine ernüchternde Bilanz für einen Suitenbereich.

Bosporus:

Einen Döner zum Mittag haben wir uns auch in jedem Fall gegönnt. Wenn wir über das Pooldeck gingen, hatten wir immer etwas Mitleid, weil irgendwie nie wirklich etwas los war.

Es gab nur den Kalbsspieß, kein Hähnchen. Vorne nahm eine Dame die Bestellung entgegen und gab diese weiter. Das hat an sich wunderbar funktioniert, nur der Döner von Sven, der einen nur mit Fleisch wollte, bekam einen normalen und zusätzlich eine Portion Fleisch.

Die Pommes waren auch hier hervorragend. Der Döner schmeckte auch wie immer klasse. Wir hätten gerne noch ein zweites Mal einen Döner gegessen...nur ihr wisst ja, mehr als essen geht halt einfach nicht.

Fischmarkt:

Nach unserer Enttäuschung auf der MS2 gaben wir dem Fischmarkt noch eine Chance.

Wir wurden überaus freundlich empfangen und blitzschnell mit Getränken versorgt. Unsere Freundin stellte zunächst mal fest, dass die Speisekarte radikal reduziert wurde...so fehlen einige Gerichte wie z.B. die Scholle oder „Fish and Chips“. Ob das so bleibt und/oder coronabedingt ist, kann ich derzeit nicht sagen.

Die Bestellung wurde zeitnah aufgenommen und der erste Gang kam bereits nach 10 Minuten. „Wow“, dachten wir uns, „das ist ja deutlich besser als vor 5 Wochen!“ - leider zu früh gefreut. Auf den 2. Gang warteten wir mehr als 30 Minuten und für 4 Gänge waren wir über 2,5 Stunden im Fischmarkt. Zudem waren die Portionen anders als bekannt...genau genommen die Hälfte von sonst. Anhand vergangener Fotos sprachen wir diese Thematiken übrigens im Nachgang beim „Genussmanager“ Tamer Senol an und zeigten ihm auch Bilder, wie wir die Speisen bisher kannten. Dieser war überaus dankbar für unsere Hinweise und bestätigte uns, dass die Gerichte, die wir erhalten hatten nicht dem Standard entsprechen, der serviert werden soll. Wir erhielten sogar noch eine große Tüte Pralinen für zu Hause als Dankeschön für die offenen Worte.

An dieser Stelle gern nochmal ein Appell an alle: Wenn etwas nicht stimmt und/oder zu eurer Zufriedenheit ist, dann sprecht es bitte an. Nicht nur immer gegenüber der Stewards, sucht auch das Gespräch mit den Managern, um die Situation zu verbessern. Aber bitte seid konstruktiv und höflich dabei. Niemandem hilft reines Gepöbel!

Neben Tamer Senol war ein toller Ansprechpartner in jeder Hinsicht auch der Executive Maître D‘, Patric Tellian. Er war genauso wie seine Kollegin Christina auf der MS2 überaus präsent und hilfsbereit bei JEDEM Anliegen.

Bars:

Ebenso wie den Besuch aller Restaurants hatten wir ein „Barhopping“ quer durchs Schiff geplant, um einfach überall mal gewesen zu sein. Aber durch unseren „Spezialstatus“ in der Diamantbar, waren wir dann doch vorwiegend dort treue Gäste. Selbst die Diamantbar war übrigens nicht wie sonst durchgängig geöffnet, sondern „nur“ von 09:00 - 02:00 Uhr, Diamantservice statt 24 Stunden „ebenfalls nur“ von 07:00 - 02:00 Uhr. Auch bei den Bars gab es Änderungen in den Öffnungszeiten. So waren bspw. die Lumasbar (es liegen übrigens wieder Bilder aus und es gab sogar eine Kunstauktion) und Schaubar erst ab 18:00 Uhr geöffnet. Die Abtanzbar war vollständig geschlossen, jedoch wurde diese für einige Workshops und das tägliche Fiebermessen genutzt.

Saftwerft:

Die Saftwerft haben wir wie immer nahezu täglich besucht und mit einem Vitaminator den Tag schöner gemacht. So auch auf dieser Reise. Die Crew, die dort eingesetzt war, war für mehr als „Hallo!“, Bestellung und „Schönen Tag noch!“ leider nicht zu haben. Qualitativ war aber alles in Ordnung.

Einziges Manko: Wir nutzen immer die Mehrwegflaschen, die man dort erwerben kann. Wenn sie leer sind, spülen wir sie im Bad aus und normalerweise wandern sie in der Saftwerft nochmal fix in die Maschine zum Reinigen. Das war hier leider nicht der Fall, was ich etwas suspekt fand. Auf Kabine haben wir ja nunmal nicht die Möglichkeit, die Flaschen vernünftig mit Spülmittel auszuwaschen.

Diamantbar:

Unser zweites Zuhause...und zwar nicht nur wegen der vielen Zeit, die wir dort verbracht haben, sondern auch und vor allem wegen der tollen Crew dort. „Unsere Jungs“ hatten es sich wahrlich zur Aufgabe gemacht, uns von vorne bis hinten zu verwöhnen. Ich muss dazu sagen, dass wir nahezu die einzigen tagtäglichen Gäste waren, obwohl wir nur 4 von insgesamt 26 Passagieren mit dem „Ganz große Freiheit“-Paket (GGF) waren. Und weil sie wussten, dass wir immer wieder kommen, überraschten sie uns jeden Tag mit Spezialcocktail, die sie extra für uns und nach unseren Vorlieben mixten und zum Teil sogar neu kreierten. Sie mixten uns z.B. Cosmic Sensation, Coco Mojito, Red Cloud, Moskow Mule Vladimir Putin Style, Bahama Mama, Pandemic Cocktail, A Day on the Beach, Mini Beer (Shot) und setzten sogar eine Sangria für uns an. 
Wir wurden sogar mit einer Eisschokolade wie in der Café Lounge im Esszimmer überrascht - wenngleich es eher ein Schokoladenmilchshake war. Lecker war‘s trotzdem!

Sie brachten uns unaufgefordert Pralinen, teilten sogar ihre privaten Knoppers mit uns. Als wir Seegang hatten, versorgten sie uns mit Soda mit Angosturabitter, damit es uns nicht schlecht geht, sie sorgten dafür, dass wir nie auf dem Trockenen saßen und wenn wir mal den Diamantservice nutzen, waren sie schnell und zuverlässig.

Diese Jungs (Oleksandr, Michael, Paulo und Admir) sind wahre Goldstücke!

Danke für diese Leidenschaft. Ihr seid top!

An Bord

Unterhaltung:

Auf dieser Reise nutzten wir auch ein wenig Programm. Weniger Vorstellungen - eir hatten einige Gastkünstler an Bord, u.A. einen Zauberer, Benni Stark - als Workshops.

Cocktailworkshop:

Mein Mann hatte in der Vergangenheit schonmal Cocktailworkshop 1 gemacht, den er hier bei Oleksandr auffrischte und zusätzlich Teil 2 machte. Bei Teil 2 war er alleine. Außerhalb von Corona wäre das auf jeden Fall abgesagt worden. Er fand das mega. Nach wenigen Minuten waren sie mit den „normalen“ Lektionen durch und Sven erhielt daraufhin dann viele weitere Tipps und Tricks, lernte ein paar Shots usw.

So eine Gelegenheit gibt es mit Sicherheit nicht nochmal.

Gin-Workshop:

Ich hatte ja auf der MS2 den „Crew only“-Gin probiert und wollte deswegen unbedingt meinen eigenen Gin im Gin-Workshop machen, ein bisschen was darüber lernen usw.

Auch diesen Workshop hat Oleksandr geleitet. Er hat das wirklich gut gemacht. Zunächst einige Grundlagen zum Gin, verschiedene Sorten zum Probieren und dann letztlich nach den eigenen Wünschen unter seinem Rat die Zutaten für den eigenen Gin aussuchen. Dieser wurde dann allerdings nicht in der Destille gemacht, sondern aufgegossen (in diesem Fall mit Sky Wodka) und hat 72 Stunden gezogen, ehe er verkostet und ausgehändigt wurde.

Was ich einzig etwas schade fand war, dass wir im ersten Teil nicht die genutzten Zutaten und Mengen vernünftig notiert haben. So war es 3 Tage später beim Ausfüllen des Etiketts doch etwas schwierig sich an alles zu erinnern.

Mein Gin wurde etwas schärfer als geplant, ist allerdings echt gut als Absacker nach dem Essen. Ein Gin-Tonic-Trinker werde ich einfach nicht...Tonicwater ist nicht meine Welt. Ich habe allerdings von Oleksandr noch ein paar Tipps bekommen, mit was ich den Gin noch so probieren kann und werde das in jedem Fall tun. Mit Sicherheit aber werde ich zu Hause noch weitere Versuche starten. Als Einsteiger und Interessierte ist der Workshops genauso geeignet wie für den passionierten Gin-Liebhaber.

Borddurchsagen:

Auf der ersten blauen Reise mit Kapitän Tom waren wir ja ziemlich enttäuscht, was die Borddurchsagen anging. Das war irgendwie nur so das Nötigste und insbesondere auf einer solchen Reise hatten wir uns mehr erhofft, was ich TC auch so im Feedback mitgeteilt hatte. Ob diese immense Verbesserung nun darauf zurückzuführen ist oder ob es einfach an Kapitän Omar lag, weiß ich natürlich nicht, aber er hat das wirklich top gemacht. Wir kannten Omar als Kapitän noch nicht und er gehört sowohl fachlich (Umfahren von Unwettern und entsprechende Erklärungen sowie vertrauenswürdige Manöver) als auch vom Sympathieaspekt ab sofort zu unseren Lieblingskapitänen bei dem wir wirklich gerne zum Suitencocktail gewesen wären. Ein würdiger Erbe für Kjell Holm, bei dem er ja lange Zeit 1. Offizier gewesen ist. Ich bin mir sicher, dass wir sowas in der Art nochmal nachholen. Er hat sich wirklich sehr viel Mühe gegeben, auch wenn einige Texte arg Wikipedia glichen. Dennoch: auch die Kapitänsfragestunde war humorvoll, locker und absolut authentisch gemacht.

Auch die Durchsagen von Wilma Rehberg, unserer Kreuzfahrtdirektorin, waren in Ordnung. Aber: wie auch bei vergangenen Kreuzfahrten mit ihr werden wir das Gefühl einfach nicht los, dass sie sich auf ihren Posten etwas einbildet. Es wirkt geradezu so, dass die Crew mehr als Respekt vor ihr hat und wenn wir sie auf dem Schiff im Vorbeigehen gesehen und gegrüßt haben, dann hat sie es wiederholt nicht nötig gehabt, zurückzugrüßen. Da kann sie noch so charmismatisch die Abendshow moderieren...das gehört einfach zum Job dazu und macht sie unsympathisch. Da gibt es deutlich bessere Kollegen.

Rezeption:

Kurz und prägnant: Die Damen an der Rezeption mit denen wir wegen verschiedenster Dinge Berührung hatten, waren allesamt zuvorkommend, freundlich, hilfsbereit und kompetent.

Hygiene:

An sich unterschied sich das Hygienekonzept auf der 1 natürlich nicht groß von dem auf der 2 vor einigen Wochen. Der Eindruck war nur, dass es langsam mehr und mehr zum Alltag und zur Routine geworden ist und, dass auch immer mehr Passagiere es vollständig akzeptieren. So gab es nicht ständig Durchsagen, dass das Fiebermessen nicht vergessen werden soll und es versuchte auch niemand, sich noch in einen „vollen“ Fahrstuhl zu quetschen. Gut, zugegeben, der geringen Paxzahl geschuldet gab es natürlich auch keine großen Wartesituationen, ich glaube ein einziges Mal war überhaupt ein Fahrstuhl besetzt, als wir damit fahren wollten und beim Fiebermessen kamen wir auch immer direkt dran, sodass es einfach nur noch ein „mal eben durch die Abtanzbar laufen“ war. Auch das Verhalten auf den Außendecks, den Restaurants und das Tragen der Masken war scheinbar für niemanden mehr Thema. Wir haben keinerlei „Verstöße“ oder Maskenverweigerer gesehen. Bei jedem ist es einfach mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen. Es ist ja auch einfach nicht anders als Hause...

Spa:

Meinem Mann hatte ich ganz optimistisch eine Anwendung am Anreisetag um 16 Uhr gebucht. Ja, ich war geizig - die Anwendung war um Einiges günstiger als an den anderen Tagen und ich dachte mir: „Was soll‘s? Was gibt es Besseres, als noch entspannter in den Urlaub zu starten?“

Sven jedoch hatte kurzzeitig tatsächlich Zweifel, die Anwendung (Hot Stone) überhaupt wahrnehmen zu können. Tatsächlich war er vorher sogar noch bequem auf der Kabine, bei der (wieder nur 3minütigen, kurz und schmerzlosen) Seenotrettungsübung und ist dann noch bequem wieder auf Kabine, hat sich umgezogen und ist dann quer über‘s Schiff zum Spa gelaufen.

Er fand die Hot-Stone-Massage sehr gut, die Aufklärung bzgl. Hygiene besser als auf der MS2 (so hatte ihm dort z.B. niemand gesagt, dass er die Maske ablegen könne, wenn er auf dem Bauch liegt). Was die Sauberkeit anbelangte, so hatte er in beiden Fällen nichts zu beanstanden.

Den mittlerweile wieder geöffneten Saunabereich haben wir nicht genutzt. Die festen Saunazeiten sind aber über die App reservierbar und waren trotz der geringen Passagierzahl allesamt nicht mehr reservierbar. Wer also vor hat, die Sauna zu nutzen, sollte sich in jedem Fall ranhalten mit der Reservierung.

Panoramafahrt 

Kommen wir zum Wesentlichen, nämlich der eigentlichen Panoramafahrt.

Wir selbst kannten die Ostsee noch nicht so wirklich, d.h. eigentlich nur den Teil um Skagen und Kopenhagen. Die eigentliche Ostsee mit den Schärenlandschaften fehlte noch komplett. Umso gespannter waren wir natürlich darauf.

Schon am 1. Seetag hatten wir „Pech“ und  Rügen zum Frühstück fiel einfach mal aus. Eine Durchsage dazu gab es tatsächlich nicht, wir erfuhren erst auf Nachfrage, dass die Flucht vor einer Unwetterfront der Grund war. Da war die Trauer ja schon wieder groß. Aber es wurde in Aussicht gestellt, dass Rügen auf dem Rückweg eventuell nachgeholt würde, wenn das Wetter dies zuließe. Das ist natürlich jetzt im Herbst ein bisschen wie Lotto - Wetter in Nord- und Ostsee...da muss man schon wirklich artig aufgegessen haben. Nun ja, die Hoffnung stirbt zuletzt.

Am Mittag des 2. Seetags (Sonntag) erreichten wir dann die Schärengärten vor Stockholm mit seinen mehr als 30.000 Inseln und Felsen - und weil wir Samstag dann auch ganz artig alles aufgegessen hatten, hatten wir traumhaftes Wetter, strahlenden Sonnenschein und nahezu scheinbare Windstille an Bord. Tatsächlich hatte ich es bis dato noch nie gesehen, wie während der Fahrt der Schornstein seinen Rauch schnurgerade in den Himmel schoss. Selbst an der Pier ist das ja nunmal nicht so. Die Bedingungen waren also hervorragend. Wir bemühten den Diamantservice und bestellten uns zu viert die Vesperplatte und die Schinkenplatte mit ein paar Frikadellchen und genossen die Fahrt durch die Schären mit diesem traumhaften Panorama von unserem Balkon. Einige Boote begleiteten uns lange, einige mitten in unserer Heckwelle. Wir fuhren vorbei an der Insel Norröra (Saltkrokan), Astrid Lindgrens Sommerhaus und der Villa Kunterbunt (oder besser gesagt dem Haus, dass dafür als Inspiration diente) - immer gut informiert von der Brücke.

Da die Fahrt bis Stockholm ja gute 5 Stunden dauerte, zogen wir später in die Diamantbar um. Dort bot sich ein atemberaubendes Schauspiel der Schweden, die diesen Sommersonntag nutzen, um ihre Boote und Segelschiffe auszuführen. Uns kreuzten hunderte davon, immer mehr umso näher wir Stockholm kamen. Es war ein bisschen wie an einer viel befahrenen Kreuzung - alle warteten darauf, bis wir mit dem riesen Kahn durch sind und kreuzten uns dann direkt hinter dem Diamanten. Da stellte ich direkt meine GoPro auf und filmte dieses Spektakel. So ein Traffic, sehr cool.

Als wir allmählich Stockholm erreichten, wurde der Stil der Stadt mehr und mehr sichtbar. Wir fühlten uns an die Hamburger Speicherstadt erinnert. Als wir dann direkt im Hafen drehten, hatte ich von der Kulisse her fast den Eindruck, wir würden gerade eine Pirouette auf der Binnenalster drehen, gepaart mit den farbenfrohen Häusern Schwedens. Auf der anderen Seite ragte der Freizeitpark „Gröna Lund“ aus dem Wasser. Da juckte es mir noch mehr in den Beinen...ich wäre wirklich gern von Bord gegangen und hätte diese schon von Seeseite aus wunderschöne Stadt erkundet. Ich hatte wirklich Sehnsucht und wir beschlossen, Stockholm in jedem Fall ganz oben auf unserer „Bucket List“ anzusiedeln.

Wir hatten einen Overnight in Stockholm, dann ging es am nächsten Morgen um 10:00 Uhr weiter, zurück durch die wunderschönen Schären, wieder bei traumhaftem Wetter und milden Temperaturen. Dieses Mal nutzten wir die Aussicht auf dem X-Sonnendeck und erlebten das Ganze noch einmal mit deutlich weniger Verkehr (Montag, auch die Schweden mussten wieder arbeiten...) anders herum vom Bug des Schiffs.

Leider hatten wir auf dieser Tour wieder kein Flottentreffen, da die MS2 in dieser Woche zwei Kurztouren fuhr, was wir aber ja schon von vornherein wussten.

Immerhin hatten wir noch ein kleines „sozusagen Schwesterntreffen“ mit der MS Europa 2, inklusive Gruß - besser als nichts!

Als wir dann die Schären am Nachmittag verließen, stellten wir zu unserer Überraschung fest, dass wir weiter in Richtung Norden fuhren, statt Kurs auf die finnische Küste zu nehmen. Dann am Abend kam die Info: Da für Dienstag Unwetter mit Sturm in und um Turku angesagt war, fuhren wir in den „Bottnischen Meerbusen“, wo das Wetter deutlich besser sein sollte, um dann einen Tag später Kurs auf Finnland zu nehmen. Tatsächlich hatten wir den gesamten nächsten Tag herrliches Wetter, wenngleich etwas kühler als zuvor. Wir fuhren immer weiter die schwedische Küste hinauf, so richtig etwas zu sehen gab es hier zwar wahrlich nicht, aber immerhin waren wir das erste Schiff der Flotte, dass dort überhaupt fuhr. Das war dann ja schon wieder etwas Besonderes und wir glücklich und zufrieden. Erst am späten Dienstagnachmittag drehten wir ein in Richtung finnische Küste. Wir waren bis zum Städtchen „Härnösand“ gefahren und hatten bis dato einen Umweg von stolzen 385 Seemeilen gemacht.

Von dort aus fuhren wir „quer“ mit direktem Kurs auf Åland und die finnischen Schären.

Hier wurde es dann allmählich ungemütlicher und man merkte hier und da, dass wir uns auf einem Schiff befinden und uns von der schützenden Küste entfernten.

Mittwoch gegen Mittag erreichten wir dann das „Archipelago“ Finnlands. Sie waren ganz anders als die schwedischen Schären, grober, zerklüfteter, weniger belebt/bewohnt und durch das (leider) bewölkte, windige Wetter deutlich trister. Dennoch definitiv sehenswert und wunderschön.

Als wir Turku erreichten, fing es zu regnen an. Das unterstrich den irgendwie eher traurigen Moment. Auch die Crew, die ein oder mehrere Neubauten ab Werft begleiten durften, waren emotional im Zwiespalt. Es sei seltsam, unter diesen Umständen hier zu sein, so erzählte es uns auch Bar Manager Kurt Jandl in einem Gespräch während des kurzen Aufenthaltes. Der Gedanke, dass das vielleicht in Zukunft plötzlich alles nicht mehr da sein wird, beschäftige ihn sehr. Auch bei uns war den Hintergrund des Besuchs bei Meyer Turku beschattet von dem Gedanken „wir wären ohne diesen ganzen Mist gar nicht hier“. Ein bewegender und emotionaler Moment, immer mit dem Wissen, dass wir als Passagiere hier sicher nie wieder hinkommen werden. Hoffentlich?!

Wir drehten eine Pirouette vor der Werft und ganz gleich wo wir uns an Bord befanden, wir hatten Blick auf die riesige Werft, in der die nahezu fertige „Mardi Gras“, das geplant baldige Flaggschiff Carnivals, lag.

Durch weitere finnische Schären, traten wir nun allmählich unseren Rückweg durch die Ostsee in Richtung Heimathafen an. Vor uns lag eine bewegte See. Als wir die Schärengärten verließen, wurde es zunehmend stürmischer und das Schiff begann zu tanzen. Umso weiter wir uns von der Küste Finnlands entfernten, desto ruppiger wurde es und wir bekamen schräg von der Seite „Schläge auf‘s Hinterteil“, die insbesondere achtern nicht sonderlich angenehm waren. Auch die Crew im Diamanten hatte sichtlich ein wenig grün im Gesicht. Mit einer Wellenhöhe von zwar nur 5 Metern und 9 Beaufort waren die Bedingungen zwar scheinbar gar nicht so schlecht, dennoch mussten wir den Kurs Richtung Westen nunmal unausweichlich nehmen und hatten keine großartige Möglichkeit, etwas zu umfahren. Mit stolzen 20 Knoten Fahrt nahmen wir fluchtartig Kurs auf die schützende schwedische Küste, die eine deutlich ruhigere See versprach. Es sollten aber noch einige unschöne Stunden bis dahin vergehen und wir fühlten mit allen, die offensichtlich zu kämpfen hatten. Auch wir wussten: „Ach ja, DESWEGEN haben wir bisher nie eine Heckkabine gebucht...“ - es war leider kein Schunkeln oder Schwanken, es war eher, als würden wir immer wieder abrupt geschubst und definitiv nicht angenehm.

Auch am nächsten Tag hatten wir noch lange gut von einer zwar deutlich abgemilderten Form, dennoch knarrte und klapperte es an allen Ecken. Der scheinbare Wind war sehr viel stärker als 9 Beaufort, die Außendecks waren lange gesperrt und wurden erst nach und nach wieder freigegeben. Überall waren dicke Salzkrümel auf der Reling und man konnte sich vertrauensvoll in den durchgängigen Wind legen, ohne umzukippen. Allmählich wurden die Wellen niedriger und die Hoffnung, dass es vielleicht doch noch eine 365 Grad Drehung vor Rügen geben könnte, starb nicht.

Tatsächlich hatten wir Glück...als wir Rügen Donnerstag Abend, pünktlich zum angehenden Sonnenuntergang, erreichten war es, als hätte einer den Wind abgestellt. Urplötzlich hatten wir unseren Ententeich zurück und die Sonne verscheuchte nahezu alle verbliebenen Wolken für uns. So hatten wir doch noch unser Highlight Rügen mit Kreidefelsen und Königsstuhl bei bestem Wetter und konnten froh sein, dass Omar so entschieden hatte.

Nebenbei hatten wir heute aber auch diese blöden bunten Kofferanhänger auf der Kabine und mussten packen. Eine weitere Fahrt, die anfangs so schön langsam vergangen war, weil wir im Vergleich zur Kurzreise eben nicht direkt Montag wieder von Bord mussten, neigte sich nun mit großen Schritten dem Ende entgegen...

Fazit

Tatsächlich war der Trennungsschmerz auf dieser Reise in erster Linie die Ungewissheit, wann wir uns denn wiedersehen werden. Wie es weiter geht, ob es weitergeht usw. - das Wissen an sich, dass wir nun nach Hause müssen, war gar kein allzu großes Problem diesmal...denn 7 Seetage, das reicht.

Wir konnten nicht mehr Essen und unsere Leber schrie laut „bitte hab’ Erbarmen!“ - uns fehlte die Bewegung. Klar, das lag auch ein bisschen an uns selbst...bis auf ein paar Spaziergänge an Deck und ein bisschen Schwimmen haben wir nicht wirklich was getan, viel gesessen und faul gewesen. Durchschnittlich bin ich laut Smartwatch in dieser Woche nur 7 km am Tag gelaufen. Zum Vergleich: auf einer „normalen“ Tour mit Landgang ist der Durchschnitt mit knapp 15 km täglich mal eben mehr als doppelt so hoch. Das ist schon ein deutlicher Unterschied, den wir in unserem allgemeinen Befinden schon wirklich bemerkt haben. Wir hätten tatsächlich die Möglichkeiten wie Fitness oder angebotene Kurse nutzen müssen und sollen.

Durch die gebuchte GGF war diese Reise mit 7 Seetagen essenstechnisch an Dekadenz wahrlich kaum noch zu überbieten.

Hierzu natürlich auch noch die übliche Bilanz, wir haben selbstverständlich wieder Liste geführt: 

GGF Buchungen: 26    
Kosten p.P.: 448€
= 896€ bei Doppelbelegung 
Verzehr: 1.959,70€  
Saldo: 1.063,70€ im Plus

Selbstverständlich wurde alles, was ohnehin inklusive gewesen wäre, nicht mitgezählt.

Dafür sind wir aber auch tatsächlich von Bord gerollt...und mussten dann erstmal auf halbe Kost! Hoffnungslos übertrieben hätten wir es ohne GGF aber mit Sicherheit trotzdem, schließlich gibt es auch so mehr als genug Angebot.

Würden wir wieder eine blaue Reise buchen?

Ja!
Und zwar unabhängig vom Fahrtgebiet - wobei Fliegen für uns derzeit noch kein Thema ist. Wir würden auch im Herbst und im Winter ein nordisches Fahrtgebiet wählen, hatten wir bei der Vorfreudefahrt der MS2 ja tatsächlich auch schonmal. Nur würden wir tatsächlich wieder auf eine Kabine mittschiffs achten. Uns bleibt nichts anderes übrig als abzuwarten, wie sich das alles entwickelt. Für unsere Kanaren Weihnachtsreise sind wir eher weniger optimistisch. Hellseher sind wir aber natürlich keine.

 

Danke für eure Aufmerksamkeit.

Ich möchte mich auch für euer Feedback, eure Kommentare und eure Unterstützung bedanken. Ohne euch würde das alles hier keinen Sinn machen.

Fragen beantworte ich wie immer gern.

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